Kindheits- und Jugendnest
BioAugust
Oberstes Gebot in der elterlichen Landwirtschaft
war liebevoller Umgang mit Tieren!
Gut in Erinnerung hat August Heinrich noch das Frühjahr 1948,
als sein Vater von einem nahegelegenden Hof im Moorgebiet Ostersode
Schimmel und Swarte
abholte, durfte der stolze August Heinrich seinen Vater begleiten.
von meinem Vater wurde ich immer mit Heinrich angesprochen
Die Pferde wurden lange Jahre vom Vater, Bruder Hermann und Bruder Gerhard gepflegt.
Das Fundament für BioAugust
wurde schon im frühesten Kindesalter in den 50er-Jahren
auf dem elterlichen Hof und in der Verwandtschaft geschaffen.
Erinnerungen bis in die heutige Zeit bleiben wach.
Zum Beipiel
Krabben pulen von im Wattenmeer selbstgesuchten Krabben
auf dem elterlichen Hof von Cousin Rudel Rüsch in Cappel Neufeld an der Nordseeküste.
Viehwirtschaft
Von großer wirtschaftlicher Bedeutung war die tägliche Lieferung der Milch an die Molkerei in Rhade.
Käse und täglich frische Milch war daher in der Dreigenerationen-Familie selbstverständlich.
Die vom Milchkutscher auf dem Rückweg gelieferte Dickmilch war für die Fütterung der Tiere bestimmt.
Am schnellsten melken konnten meine Mutter und meine ältere Schwester Marlene.
Meine Mutter hatte dabei stets ein Lied auf den Lippen.
Geflügelhaltung
Tagsüber durften sich Hühner und Gänse auf dem Hofgelände frei bewegen.
Nachts wurden alle Hühner, Enten und Gänse zum Schutz vor Fuschs, Iltis und Mader
im Stall mit einem extra großen Vorscharraum für Hühner in Sicherheit gebracht.
Der im Nachtquartier gesammelte Mist war wertvoller Dünger im Hofgarten und Acker.
Eine sehr gute Nebeneinnahme für den Hof war der Eierverkauf,
denn er sorgte für genügend Kleingeld in der Hofkasse und wurde von unserer Mutter verwaltet.
Kuh Lisa
hatte den treuesten Blick und war 16 Jahre Milchlieferant Nr 1
Bruder Hermann überwachte lange Jahre die Fütterung und Pflege
aller Tiere auf dem Hof
Grundsätzlich wurden alle Tiere mit Produkten aus heimisher Landwirtschaft gefüttert.
Zum Beispiel
Gedämpfte Kartoffeln
sorgten im Schweinetrog als Schweinefutter für beste Fleisch- und Fettqualität.
Die Rindviecher erhielten im Herbst und Winter als Hauptgang täglich zerkleinerte
Runkeln mit Mehlauflage.
Wir Kinder mußten oft die Runkeln für den täglichen Bedarf reinigen.
Die Zerkleinerung der Runkeln erfolgte separat in einer Rübenschneidmaschine.
Heu und Stroh gab es als letzten Gang.
Die Pferde
erhielten abgelagertes und extra von Bruder Hermann zubereitetes Futter.
Hofhund
Igo I
Sobald unser Vater den Hof mit dem Auto den Hof verlassen hatte
verfolgte Igo I alle Bewegungsabläufe auf dem Hof.
Das große viertürige Auto mit reichlich Sitzfläche wurde täglich als Transportfahrzeug genutzt.
Sobald mein Vater mit dem Auto den Hof verlassen hatte nahm Igo immer die gleiche Sitzhaltung
mit Blickrichtung Balkenwede ein und wartete bis abends auf die Rückkehr seines alleinigen Herrchens.
Unser Vater war unter anderem täglich im Sinne von zukünftigen Wirtschaftsabläufen
in der Landwirtschaft unterwegs.
Zwischendurch aber verfolgte Igo alle Bewegungsabläufe auf dem Hof,
vor allem wenn sich fremde Personen dem Hoftrakt näherten und so manche Ecke ohne Erfolg untersuchten.
Die Zufahrt zu den sechs Höfen / Hofstellen in Ehebrock war bis Anfang der 50er-Jahr
nur auf einem befestigten Ackerweg möglich der danach zu einer Straße umgebaut wurde.
Die Straße war die einzige Zufahrtsmöglichkeit von Rhadereistedt über Balkenwede
bis zum Bachlauf in Ehebrock.
Die umliegenden Dörfer waren noch einge Jahre nur auf Feldwegen erreichbar.
Feldarbeit im Frühjahr
Reihe für Reihe wurde auf dem Acker Unkraut von Hand bearbeitet.
Von uns Kindern wurden später die Kartoffelkäfer Reihe für Reihe gesammelt.
Ackerbau
Je nach Jahreszeit wurde vorrangig Kartoffeln
Roggen, Gerste, Hafer,
Runkeln, Steckrüben und Grünkohl angebaut.
Wichtigster Wirtschaftsfaktor war der
Kartoffelanbau
Ein besonderes Ereignis in der Kartoffelernte war nachmittags das gemeinsame Kaffeetrinken
am Ackerrand mit allen Helferinnen und Helfern im Familienbund Rettig.
Der frischgekochte Kaffee wurde in großen Milchkannen zusammen mit belegten Broten
und frisch gebackenen Butterkuchen von uns Kindern vom nahegelegenen Hof angeliefert.
Vermarktung
Der größte Teil der frisch geernteten Kartoffeln wurde nach Vorsortierung und Abfüllung
in Zentner Säcke überwiegend vom nahegelegenen Bahnhof Rhadereistedt mit Güterwagen der
WZTE
und ab Tarmstedt mit
Jan Reiners
bis Bremen geliefert.
WZTE: Wilstedt-Zeven-Tostedter-Eisenbahn
Jan Reiners: Schmalspureisenbahnstrecke zur Erschließung der Moorgebiete nördlich von Bremen bis 1956.
Um liegengebliebene Kartoffeln vor dem Umpflügen der Äcker zu bewahren,
wurden die abgeernteten Felder nochmals abgesucht.
Viele Familien, insbesondere alle Mitarbeiter auf dem Hof,
erhielten für die nächsten sieben Monate reichlich
Einkellerungskartoffeln.
Frostsichere Kartoffellagerung
Zusätzlich wurden Kartoffeln in extra ausgehobenen Kartoffelgräben mit guter Belüftung ,
frostsicher mit Stroh und Erde darüberauf dem Hofgelände bzw. Waldrand eingelagert.
Anfang der 60er Jahre
wurde auf Initiative meines Vaters Ernst Rettig und Landhandel Gebhardt-Wilstedt
von der Bauerngemeinschaft rund um Rhadereistedt ein extra
Kartoffellagerhaus
28.000 Zentner Lagerkapazität
mit Sortieranlage am Rhadereistedter Bahnhof der Kleinbahn WZTE gebaut.
Hofeigene Ernährung
In großer Vielfalt wurden Nahrungsmittel auf dem Hofgelände
geerntet, verarbeitet und gelagert.
Im hofeigenen Backsteinofen wurden Brote und Butterkuchen wöchentlich frisch gebacken.
Der Backtag
war für uns Kinder immer ein besonderes Ereignis,
denn wir durften jeweils ein kleines Brot und kleinen Kuchen für uns selbst backen.
Hausgebackenes Brot
gehörte immer zur täglichen Ernährung.
Geheizt wurde mit Holz und Brenntorf aus dem Karlshöfener Moor.
In einer jeweils extra großen Torf- und Holzscheune lagerten Vorräte für zwei Jahre.
Baumstämme wurden von meinem Bruder Hermann zerkleinert.
Omas belegte Brote
fehlten bei meinem täglichen Schulbesuch im nahegelegenen Zeven nie im Schulranzen,
ebenso für befreundete Flüchtlingskinder.
Große Mengen Nahrungsmittel wurden in einem extra Vorratskeller gelagert.
Mettwurst und Schinken
hing gut abgesichert in einer extra Kammer auf dem Dachboden bzw. auf der Deele unterhalb des Dachbodens.
Bickbeer- Pfannkuchen
war in der Sommerzeit mittags und abends eine besondere Mahlzeit.
Die Bickbeeren wurden von uns Kindern im nahegelegenen Wald mit viel Spaß und Freude gesammelt
und von Oma Rettig zwischen die hochgestapelten Pfannkuchenscheiben verarbeitet.
Honig
gehörte grundsätzlich zu den täglichen Grundnahrungsmitteln und wurde nach Oma Theilmann`s Rezeptur
meine Mutter ist eine geb. Theilmann
aus der hofeigenen Korbimkerei in großen Eimern abgefüllt.
Steckrübeneintopf
vor allem in verschiedenen Varianten wurde fast das ganze Jahr über v0n Oma Rettig lecker zubereitet.
Grünkohl mit Kümmel
wurde nach den ersten Frosttagen
mehrmals in der Woche nach alten Rezepturen zubereitet.
Fliederbeersekt
In der Blütezeit des Flieders wurde als Erfrischungsgetränk alkoholfreier Fliederbeersekt
nach geheimer Rezeptur der Oma zubereitet und in großen Kannen abgefüllt.
Hergestellt und eingelagert wurde von den später roten Fliederbeeren
Fliederbeersaft
und
Fliederbeergelee
Apfelbaum aus dem Jahr 1928
Ein restlicher Stamm des Apfelbaumes trägte heute noch Jahr für Jahr reichlich Äpfel.
2020
Naturschutzgebiet Ehebrock und Umgebung
Das gesamte Hofgelände und die angrenzenden Bauernwälder sowie der Staatsforst Ummel
Wasserläufe und Fischteiche sind heute noch ein Paradies für die Tierwelt
insbesondere für sehr viele Vogelarten.
Acker- und Grünflächen werden seit einigen Jahren landwirtschaftlich Fremdbewirtschaftet.
Dank der Pflege von Ina und Christian Rettig
bleibt die Hofstätte bis in die heutige Zeit erhalten, insbesondere der
Glanz alter Rosenarten.